Echtes Altholz oder imitierter Antik-Look
Wo liegen die Unterschiede?
Marco Rissi, Altholz-Spezialist am Standort Landquart und Verantwortlicher für Altholz, Massivholz und Furniere in der Woodpecker-Gruppe.
Marco Rissi, was ist eigentlich die Definition für echtes Altholz und wann spricht man von Imitaten?
Für echtes Altholz gibt es bestimmte Definitionen: So muss das Holz mindestens 100 bis 150 Jahre alt und vorher bereits verwendet und bearbeitet worden sein, z.B. gehackt. Meistens kommt das Holz von einem Abbruch, kann aber dazwischen auch längere Zeit gelagert worden sein. In der Regel erhält man Altholz zwischen 100 und 300 Jahre alt. Die meist verwendeten Altholzsorten sind Fichte, Föhre, Lärche, Eiche und noch etwas Douglasie. Sie kommen von alten Ställen, Innenausbauten, Fassaden und Holzbauten. Fassadenbretter gibt es von der Südseite (sonnenverbrannt, Brauntöne) oder Nordseite (Grautöne).
Imitate sind in der Regel Massivholzplatten, die auf Altholz-Look bearbeitet werden. Man nennt sie Retro oder Antik. Um den Look zu erreichen, werden die Platten meistens gedämpft und die Oberflächen zum Beispiel gehackt oder gebürstet. Es gibt auch das Verfahren, eine bedruckte Overlay-Schicht auf eine Dreischichtplatte zu pressen. Mittlerweile ist das schon so gut gemacht, dass man den Druck mit blossem Auge fast nicht mehr erkennt.
Gibt es Unterschiede in der Verwendung?
Mit imitiertem Altholz wird viel Messebau und Ladenbau gemacht. Mit echtem Altholz macht man vor allem Innenausbau, aber auch neue Fassaden, Möbelbau, Treppenbau. Oft sind das dann grössere Objekte wie Hotels und Restaurants, Chalets, zum grossen Teil in Bergregionen. Die alte Eiche ist hierbei sehr beliebt.
Man kann also etwas pauschalisierend sagen, dass für Arbeiten, die mehr dekorativen Zwecken dienen, eher Imitate verwendet werden. Überall wo Exklusivität, Charakter und ein bestimmter Charme gewünscht sind, greift man eher zu echtem Altholz.
Wie exklusiv ist echtes Altholz für die Kundinnen und Kunden?
Altholz steht nicht unbegrenzt zur Verfügung und jedes Stück ist ein Unikat. Schon allein deswegen ist Altholz eine Exklusivität. Aber nicht nur. Altholz hat einen bestimmten Charakter, strahlt eine eigene Wärme aus, riecht anders und die Patina, die Altholz hat, ist bei Retro und Antik fast nicht zu imitieren. Es ist für viele auch ein persönliches Statement, das merkt man schon an der Sorgfalt, mit der das Material ausgesucht wird. Grössere Objekte haben meist eine längere Projektzeit. Von dem Moment, an dem z.B. ein Architekt mit seinen Kundinnen und Kunden sich in unserer Ausstellung über die Möglichkeiten und Varianten von Altholz informiert oder inspirieren lässt, bis zum Zeitpunkt der effektiven Fertigstellung, kann es auch schon mal zwei bis drei Jahre dauern.
Echtes Altholz ist beim Kauf rund 3x teurer als ein Imitat. Neben der geringeren Verfügbarkeit ist auch die aufwändige Vorbereitung ein Grund für den Preis. Das Holz muss entwurmt und von Insekten befreit werden, ansonsten kann es zu Schäden beim späteren Bau kommen. Wir kaufen auch nur bei Lieferanten ein, die sicherstellen können, dass das Holz sachgemäss vorbereitet wurde. Der Aufwand, um einen Wurmbefall in verbautem Zustand zu behandeln, ist für alle Beteiligten mit Zeit und Kosten verbunden. Altholz wird deswegen sorgfältig gereinigt und im Ofen getrocknet.
Was sind für die Kundinnen und Kunden die wichtigsten Kriterien für die Wahl zwischen echtem Altholz und Altholz-Imitaten?
Wenn sich jemand für echtes Altholz entscheidet, geht es vor allem um Charakter, Oberfläche und Wirkung. Innerhalb dieser Faktoren ist der Preis zwar wichtig, aber untergeordnet. Wenn jemandem nur der Look wichtig ist, entscheidet er sich oft für Imitate, weil es günstiger ist. Auch wichtig sind bei der Wahl die Dimensionen und die Verarbeitung. Imitate sind in höheren Stückzahlen und zu Fixmassen erhältlich und die Verarbeitung ist etwas einfacher.
Aber wie schon gesagt, echtes Altholz ist oft eine Herzenssache. Wenn jemand explizit die Haptik und den Charakter von Altholz möchte, wird er sich nicht wegen des Preises für ein Imitat entscheiden. Die Beschaffungszeit hingegen ist in den seltensten Fällen ein Kriterium. Auch Imitate (die nicht Lagerware sind), haben längere Lieferzeiten.
Welches der beiden Materialien wird in Zukunft überwiegen?
Man muss schon sehen, der Höhepunkt von echtem Altholz ist in dem Sinne erreicht, dass immer weniger Material zur Verfügung steht. Der Trend von der Optik her ist aber ungebrochen und beliebt wie eh und je. Wegen dieser Gründe und auch weil die Qualität von Imitaten mittlerweile sehr hoch ist, wird die Fangemeinschaft von Antik und Retro immer grösser. Nicht zuletzt sind die Imitate auch einfacher in der Verarbeitbarkeit. Echtes Altholz wird sicher weiterhin eine hohe Beliebtheit erfahren, aber halt auch immer exklusiver werden.
Wo liegen die Grenzen von echtem Altholz?
Die Grenzen liegen vor allem bei den Dimensionen und bei der Menge. Z.B. sind 20m lange Balken aus echtem Altholz sehr schwer zu beschaffen. Für Bauten, die nur kurz oder mittelfristig in Verwendung sind, wie Messebau z.B. ist es eher schade um echtes Altholz. Und natürlich ist für die Verarbeitung von echtem Altholz viel Fachwissen, Erfahrung und nicht zuletzt Freude erforderlich. Z.B. können schon kleine Fehler die unvergleichliche Patina des Altholzes unwiederbringlich zerstören. Auch für Imitate ist einiges an Know-How erforderlich, vor allem, wenn die Altholz-Imitation auch beim Verbauen möglichst echt aussehen soll.
Ist denn der Unterschied überhaupt noch zu bemerken?
Ein Fachmann oder eine Fachfrau sieht sofort, ob etwas echtes Altholz ist oder nicht. Für Laien ist es aber mittlerweile sehr schwierig, den Unterschied zu erkennen. Es ist oft der «gefühlte» Gesamteindruck, der den Unterschied macht. Bei den Imitaten geht der 3D Effekt etwas verloren, Charakter, Optik und Haptik von Altholz sind anders. Die Kanten sind runder und unregelmässiger, wie das Gesamtbild generell. Aber natürlich gibt es Tricks beim Verarbeiten, dass ein Imitat echter aussieht, z.B kann man durch Bearbeitung der Kanten viel rausholen.
Kann echtes Altholz Geschichten erzählen?
Es ist zwar in den wenigsten Fällen noch nachvollziehbar, von welchem Objekt genau das Altholz stammt, aber die Frage nach der Herkunftsregion kommt praktisch bei jeder Beratung und Anfrage. Wir als Händler wollen es vor allem aus Qualitätsgründen wissen, die Kunden oft auch wegen des Gefühls. Es ist einfach etwas Spezielles, wenn man ein Holz anfasst und sich vorstellt, dass jemand vor 200 Jahren vielleicht genau dieselbe Stelle angefasst hat.
Und was bevorzugst du persönlich? Echtes Altholz oder Imitate?
Echtes Altholz ist schon was Besonderes, aber ich bin ein Holzfan durch und durch. Und Imitate sind ja auch Holz, auch wenn der Begriff was anderes suggeriert. Zuhause habe ich übrigens beides verbaut, also auch auf antik gemachte Platten. Und es hat grossen Spass gemacht, den Antik-Look zu perfektionieren.
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Broschüre Antik- und Altholz
Kontakt
Schnittholz-Furnier-Antik-Altholz-Team
Tel. +41 58 400 04 04 (Landquart)
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